Kunstgespräche

Frau F. stellte ihre Handtasche auf eine Kiste; ebenso ihren rechten Fuss. Dann stützte sie ihren Arm auf das angewinkelte Bein, legte den Kopf in die rechte Hand und blickte G. scharf ins Gesicht.Als er zögernd zu sprechen begann, unterbrach sie ihn voller Ungeduld: "Ihre Bilder sind sicher nicht schlecht. Aber irgendwo fehlt ihnen die grosse Note! Das Avantgardistische, Sie versteh'n, was ich damit meine?" G. verstand gar nichts. Er stammelte etwas von "Geduld haben müssen" und "Ausreifen lassen". Frau F. sah ihn abfällig an: "Sie sollten sich schämen! Sie ziehen einfach den Schwanz ein und flüchten sich in Redensarten! Setzen Sie doch einmal ein brutales Gelb auf die Leinwand! Aber das will natürlich gekonnt sein, mein Herr! " G. nickte mit dem Kopfe: "Ja, gekonnt sein will alles!" Frau F. überhörte seine Bemerkung und deutete auf einen Teller, auf dem eine alte Kartoffel lag. "Ist das Ihr Abendessen?" G. blickte verwundert auf den Teller und murmelte: "Wahrscheinlich!" "Wahrscheinlich? Was soll das heissen? Glauben Sie denn, dass für Sie eine gebratene Taube zum Fenster hereingeflogen kommt?" G. lachte: "Sicher glaube ich das!"H. KTeller, auf dem eine alte Kartoffel lag. "Ist das Ihr Abendessen?" G. blickte verwundert auf den Teller und murmelte: "Wahrscheinlich!" "Wahrscheinlich? Was soll das heissen? Glauben Sie denn, dass für Sie eine gebratene Taube zum Fenster hereingeflogen kommt?" G. lachte: "Sicher glaube ich das!"H. KFrau F. überhörte seine Bemerkung und deutete auf einen Teller, auf dem eine alte Kartoffel lag. "Ist das Ihr Abendessen?" G. blickte verwundert auf den Teller und murmelte: "Wahrscheinlich!" "Wahrscheinlich? Was soll das heissen? Glauben Sie denn, dass für Sie eine gebratene Taube zum Fenster hereingeflogen kommt?" G. lachte: "Sicher glaube ich das!"H. KTeller, auf dem eine alte Kartoffel lag. "Ist das Ihr Abendessen?" G. blickte verwundert auf den Teller und murmelte: "Wahrscheinlich!" "Wahrscheinlich? Was soll das heissen? Glauben Sie denn, dass für Sie eine gebratene Taube zum Fenster hereingeflogen kommt?" G. lachte: "Sicher glaube ich das!"H. K

An das hochverehrte Publikum!

Wir nehmen uns die Freiheit, zu sagen, was wir zu sagen haben, auf fantastische Weise zu sagen haben! Was ist denn das: "Freiheit in der Kunst?" Wir bekennen uns zur Mündigkeit des Menschen in unserem Jahrhundert, wir verurteilen die Bevormundung des Menschen in unseremJahrhundert. Wi r bekennen uns zur Mündigkeit des Künstlers. Wir sind überzeugt, dass Menschen immer versuchen werden, andere Menschen zu bevormunden. Die Mehrzahl fordert die Unfreiheit für den Einzelnen, sie fordert die Frei heitnicht für den Menschen, sondern für die Freiheit des Kollektivs. Das uralte Misst rauen gegen die Freiheit des Individuums. Der Kampf gegen die Mündigkeit des Menschen auch in der Kunst. Kollektivgeist gegen die Freiheit des Geistes, gegen die Freiheit der Sprache, der Aussage der freien Äusserung. Die abwertende Beurteilung der Sehnsucht des Menschen nach seiner Freiheit, seiner Gedanken und Empfindungen, seiner Vorstellungen durch den Kollektivgeist! Die Herrschaft des Kollektiv's und seiner Institutionen, die Institutionalisierung des Kollektivgeistes, die Macht der Institutionen, die alten Kollektivs und die neuen Kollektivs, die Verhöhnung des Menschen durch das Kollektiv, das Gelächter der Vielen über das Scheitern des Einzelnen. Ist es denn ein Verbrechen, wenn ein einzelner Mensch sich die Freiheit nimmt, nicht in der Sprache des Kollektivs zu sprechen, sondern seiner eigenen Auffassung von den Dingen, von der Welt , über das Leben, usw. das Wort zu reden oder in Bildern zu formulieren? Ja, es ist üblicherweise ein Verbrechen: ein Majestätsverbrechen, ein Staatsverbrechen, ein Verbrechen gegen das Kollektiv! Seine Majestät der Nationalsozialismus, der Expressionismus, der Naturalismus, der Kommunismus, der Faschismus, der Sozialismus, der Avantgardismus, der Monumentalismus Seine Majestät das Kollektiv! Aber der Einzelne, wendet er sich nicht, wenn er spricht, an den Anderen, an das Du, an den unbekannten Menschen, über die Zeit, an den Menschen schlechthin? Freiheit des Geistes! NichtWillkür des Einzelnen, der Potentaten , der Mörder, der Freibeuter! Aber Freiheit des Kollektivgeistes? Kann das Kollektiv lachen, Schmerz und Freude empfinden, LUST haben, Gedanken haben? He? Wie ein einzelner Mensch? Was, die Freiheit gegen den Kollektivgeist zu handeln, wird hierzulande als Narrenfreiheit bezeichnet - oder nicht? WIR! Wir müssen, Ihr müsst nur ins Kollektiv, Euch binden, weil Ihr schwach seid und gebrechlich dazu, frühe Greise und Greisinnen ! Bei uns zulande Narrenfreiheit, der Staat ausgehöhlt und nicht von den Quellen des Lebens gespeist, Kollektivmeinungen gegen alte, veraltete Kollektivburgen. Was dem Menschen die Idee ist, ist dem Kollektiv die Ideologie Natürlich, einordnen, die Leistung des Einzelnen, seine Sprache, die könnt ihr nicht einordnen, das ist für Euch Anarchie! Kollektivmeinungen, Kollektivrichtungen, die kann man einordnen! Prima. Also marschiert das Kollektiv. Mode - dem Menschen? Nein - dem Kollektivmenschen! Überhaupt, warum müssen Kollektivmenschen alles einordnen: Ist Ihnen die Vielstimmiqkeit des Lebens ein Gräuel? Wahrscheinlich! Gewiss!! Nein, das Leben an sich, die Verschiedenheit der Menschen, ihrer persönlichen Anlagen, Neigungen, dazu die Bäume, Träume, Himmel und Seeschlangen - nicht auszuhalten! Nicht wahr? Sich daran freuen, unterscheiden zu lernen, lieben zu lernen, das Studium der Unterschiede - NEIN, schreit das Kollektiv. Scheusslich, veraltet, weltfremd, trübsinnig romantisch defaitistisch = Wehrkraft zersetzend = Kollektivkraft zersetzend aufweichend. Gelobt sei, was hart macht = was den Menschen immunisiert gegen Alles, was aus ihm einen freien, unabhängigen Menschen machen könnte, nicht wahr, also marschiert Ihr im Kollektiv, betet für den Kollektivfortschritt, für die Unterdrückung der Wachen, der "Träumer", die wacher sind als ihr wahrhaben könnt. Gibt es Betriebsblindheit. gibt es auch Kollektivblindheit. Also, das Kollektiv kann das Leben nicht geniessen, es empfindet keine Lust und keinen Schmerz und wer sich aus diesem Kollektiv ausschliesst, hält die Lust dabei zu sein, dazuzugehören, nicht von gestern zu sein, Inhalt zu haben, nämlich die Kollektivrichtung, dazu eventuell Aussichten auf mögliche Honorierung, seiner Verdienste um "sein" Kollektiv, bestimmt für lohnenswerter als eine wenig lukrative, ganz persönliche Auseinandersetzung, geistige Zwiesprache mit den Formen, mit den für ihn schicksalshaften Formen des Lebens. Frühe Greise, marschiert weiter, im Kollektivschritt. die alten Greise sind vor Euch marschiert, bleibt weiter Feinde des wahren Fortschrittes. H. K.

.

Breitleinwände vernichten! Stellenweise Salz streuen, auf Güterzüge aufpassen! Mit R. ins Kino gehen. Alle Jahre einmal den Mond betrachten, das kalte Gestirn; unterwegs nicht zu lange stehenbleiben, Erkältungsgefahr! A. weiss nichts von Bruckner. Mitleidige Blicke für C. Die Kastanien stehen in voller Blüte. In den Zeitungen wird von einem Wunder berichtet. Ob etwas dran ist? Wer vermag das zu beantworten! Indien soll kühles Blut bewahren! Als ob es darauf ankäme. Die Zeiten ändern sich, die Menschen wechseln die Anzüge, die Abzeichen, geben sich neu! Das Gerippe bleibt dasselbe. Die Angst krallt sich fest in den Kehlen aller Schreihälse! Wiener Würstchen sollen billiger werden. Sägemehl zieht an, ebenso Kali und Schwefel. Ja, ja, die Börsenberichte! Was würden Sie sagen, wenn H. zurückkäme? Eine Fangfrage! Ich würde mich räuspern. An die Unterwelt denken. Der Hades hat mich schon immer interessiert! Ob es dort Pflanzenwuchs gibt? Welcher Art? Dunkel sind die Aspekte! Wie? Nein, ich höre viel zu gerne Musik. Sinfonien! Bei Marschmusik möchte ich immer Pferde besteigen. Ich bitte Sie, wissen Sie, was das kostet? Ein halbes Pferd ist schon unbezahlbar. Aber dennoch, oder trotzdem natürlich ganz ungezwungen, bedienen Sie sich meiner Gedanken! Ihr H. K.

.

Der König von Perlepam hatte sich in ein goldenes Bettlaken eingewickelt und schnarchte. Seine Gemahlin aber studierte unterdessen die Gesetzestafeln und war ausser sich, als sie auf einmal ein Wort entdeckte, das ihr völlig unbekannt war und mit seltsamen Ornamenten verziert war. "Das ist die Höhe!", rief sie laut und klingelte dann nach Salomo, ihrem bewährten Diener! "Majestät befehlen?" murmelte eine Stimme, die aus den Wolken zu kommen schien. Die Königin blickte nach oben und gewahrte eine Gestalt. Da sie kurzsichtig war und ihre einzige Brille erst wenige Tage vorher aus Versehen aus dem Fenster geworfen hatte, rief sie « Halloh, alter Junge, was ficht dich an, da oben herumzuschweben?""Aber Majestät" antwortete die Gestalt über ihr, "ich bin doch ein Engel und wollte nur einmal nach dem Rechten sehen!" Die Königin japste nach Luft; "Ein Engel!" "Ja, gewiss doch, ich bin sozusagen ein höherer Engel, denn meine Flügel kann ich in jede beliebige Ecke stellen, wenn sie mir zuviel werden." "Zuviel?" "Ja, ich meine, wenn sie mal drücken oder im Weg sind, das kann ja mal vorkommen!" "Also dann komm herunter und lass dich mal betrachten!" Da hauchte der Engel "Ja, Majestät!" und war auch schon zur Stelle. Die Königin war bass erstaunt, als er vor ihr niederkniete und ihre Füsse küsste. Er tat es nämlich mit solchem Vergnügen, dass der Königin Schauer der Wollust über den ganzen Körper liefen. Sie erhob sich freilich abrupt, als ihre mit Goldstaub gepuderten Kniee langsam zu zittern begannen. "Wo steckt denn nur mein Salomo", rief sie und runzelte die Stirn. « Salorno », meinte der Engel und kicherte; "Der ist doch längst über alle Berge! Ich sah ihn vorhin am Flusse Pa, dort stand er neben einer Säule und umarmte eine braunhaarige Schönheit. Als sie mich erblickten, sprangen beide ins Wasser und schwammen fort!" Die Königin warf wilde Blicke aus dem Fenster, lief wutentbrannt hin und her und bemerkte auf einmal einen Hund, der trug Hörner auf dem Kopf, war gross wie ein Kalb und fletschte die Zähne. "Wo kommst du denn her", rief die Königin: "Dich hab ich noch nie hier gesehen!" "Ich bin der grösste Höllenhund und fresse dich zu später Stund'!" "Mich willst du fressen? Unerhört!" Die Königin lächelte. Sie wusste plötzlich, dass sie in Wirklichkeit gar nicht existierte und aus eben diesem Grund keine Angst zu haben brauchte vor Höllenhunden. "Wir sind ja alle nur Märchengestalten", meinte sie anzüglich und lachte schallend. Dann gab sie dem Hund einen herzhaften Kuss auf das knurrende Maul, warf sich blitzschnell zu Boden und stiess dabei den hinter ihr stehenden Engel um. Der wollte irgendetwas sagen, doch die Königin stopfte ihm rasch ihre langen Haare in den Mund und prüfte dann seine Muskelkraft. "Es geht ja nichts über ein paar kräftige Oberschenkel", rief sie lachend und gab dem Engel deutlich zu verstehen, dass sie von seinem Körper begeistert war. "So, so", meinte der König von Perlepam und rieb sich den Schlaf aus den Augen -"der Körper! Tja, ja, ja, hm, hm, hm!" Er war die Freundlichkeit selber, nickte verstehend und rief dann mit fester Stimme: "Trotz und Motz, wir müssen jetzt wieder unsere Tarnkappen aufsetzen, es ist Zeit, los, los." Also geschah es, sie verschwanden und wurden nie wieder gesehen. H. K.

.

Es war einmal ein tiefer, dunkler Wald, in dem lebte einst mitten in einer Felsenhöhle eine mächtige Zauberin. Sie hiess Jadwiga und besass Macht über alle Vögel des Waldes, über die Schatten der Bäume, über jede Quelle, über Schlangen und Blumen, kurzum über alles, was da stand und flog und seinen Fuss über die Grenze ihres Reiches setzte. In diesem Walde aber befiel jede Menschenseele eine unerklärliche Sehnsucht nach einer Verwandlung der eigenen Gestalt. und verwirrt vom Duft niemals zuvor gesehener Blumen und diesem neuen Gedanken überkam alle, die je in dieser rätselvollen Welt umhergingen, der Schlaf. So geschah es auch mit Ortwein, einem jungen Königssohn, der auf seiner treuen Stute Geila zum Ende der Welt reiten wollte und auf einmal eine wunderschöne, nackte Frau erblickte, die zwischen hohen Farnkräutern stand und ihm winkte. Ach, noch nie hatte er solche Schönheit gesehen! Noch nie! Oh dass doch der Mond vom Himmel fiele, oder ein kleiner schwarzer Teufel ununterbrochen Purzelbäume schlüge., oder sonst irgendetwas passierte, das ihn, den allzu jungen Königssohn ablenkte von demAnblick dieser gefährlichen Zauberin dort, die nur darauf wartete, ihn ins Verderben zu locken. So dachte Geila die treue Stute, die eine verzauberte Jungfrau war und ihren Herrn und Reiter von Herzen liebte. Aber was wusste der schon von ihr! Er hielt sie einfach für sein Lieblingspferd, liess sie jeden Tag striegeln und bürsten, und wunderte sich nicht einmal, dass sie gar kein Pferdefell hatte, sondern richtige Menschen haut und eine goldblonde Mähne. Auch ihr Schwanz schimmerte golden und ihre Wimpern waren lang und seidig. Ortwein war nie darauf gekommen, dass sie gar keine richtige Stute war. Ihre Merkmale hielt er für ein Zeichen besonderer Rasse - und die gab es öfter in seines Vaters königlichen Stall. Lauter verzauberte junge Damen - so flüsterte ihr Fernando ins Oh r, wenn sie von diesem Lebemann besprungen wurde. Sie mochte ihn zwar gut leiden, denn er wusste ihr immer einen Schwank zu erzählen, und war früher ein angesehener Graf. Ach, ihm war es wie ihr ergangen, sie hatten beide einmal von einer verbotenen Frucht gegessen und gleich darauf war das Malhe ur geschehen. Da standen sie plötzlich als Pferde da und da war guter Rat teuer. Graf Arcoso hiess er - trug sein Schicksal mit Humor und war der Liebling aller Pferdedamen. Jedoch, was nützten ihr diese Gedanken. H. K.

.

König Tumulan warf Zepter und Krone aus dem Fenster und bat dann seine Lieblingsfrau um einen Kuss. "Damit hat es sich aber, du Nachtwächter!" meinte diese höhnisch und reichte ihm ihre üppigen Lippen. Er nickte und sah sich um: hinter ihm stand sein Volk und jubelte . Da kniete er nieder und küsste unterwürfig ihre Kniee. "Hättest du eine bessere Politik betrieben, du Hund, so wärest du usw. längst usw. , aber usw. weil usw. usf. deine Stirne nichts als Bestechung und lächerliche Lügen usw. verbreitet, von sich gibt, entwirft , usw., spucke ich dir jetzt auf die königliche Nase und nenne dich einen fetten Zwerg, einen Goldarsch, einen Giftbold, einen Fleischbart! Da!" Sie spuckte tatsächlich und ganz gehörig, so dass dem völlig konsternierten Tumulan beinahe die ganze Freude am Leben verging. Hätte er doch dieses Wei b nie in seinen Harem hineingelassen! Nun waren sie alle gegen ihn: Latte, Sylvia, Renate, Mary, Louise, Eva, Gloria, Mechthild, Heidi, Susi, Swanhilde, Georgia, Mimmi , Bibinella, Adelaide mit dem Leberfleck, die gar nicht zimperliche Gusti und eben Carola, die an der Spitze der Verschwörung stand und erbarmungslos keuchte. Vor Wut! Da bei wehten die lindesten Lüfte in seinem Reich; in den Bäumen sassen Rattenfänger und pfiffen süsser als Nachtigallen, in den Strassen lagen Gold und Silber herum , niemand brauchte länger als 150 Stunden zu arbeiten , der Wochenlohn dafür wurde mit Glaces-Handschuhen überreicht, - und was ja doch nicht überall vorkommt - Schweinebraten gab es immer umsonst !! Aber all das war für die Katz! Oh Undankbarkeit, in deinen Gärten wachsen rostige Nägel! Diese Schlange Carola, glatt und schön, hatte er an seinem Busen gehegt wie ein - ach, ihm fehlten die Worte! Sein Gedächtnis war nass von Carolas Spucke, ausserdem wusste er nicht, wie spät es war und so was brachte ihn völlig durcheinander. Ja, hätte er nur auf seinen Obereunuchen gehört! Der gute Hermann! Nachts war er auf allen Vieren zu seinem König geschlichen und hatte ihn heimlich geweckt. Er wollte schon aufbrausen, aber ein Blick in die angsterfüllten Augen Hermann's liess ihn verstummen. Da hatte er ihm eine Weile zugehört und nicht recht verstanden, was er meinte. Von schwarzen Säcken hatte er gesprochen und von Carola, die an des Königs Seite schlief: "Mein hochherziger König, ich hab Sie 25 Stunden lang massiert, da bin ich ihr hinter die Schliche gekommen. Sie ist schöner als alle, aber in ihrem Herzen schmiedet sie Dolche ich hab die Spitzen gefühlt, oh, mein König! Ausserdem hat sie messerscharfe Lippen und liest Schoppenhauer und Liwinski!" Er hatte recht gehabt, 3x Recht. Dieser verdammte Liwinski! H. K.

Warum ich maLe? Warum?

Weil es mich fasziniert, die Wirklichkeit der Welt auf fantastische Weise sichtbar zu machen . Die Verlorenheit des Menschen in den Räumen der Zeit: KLEIN im grossen, unendlichen All. Die, die auszogen, die Erde zu besitzen. Die, die den Luftraum beherrschen, das All bevölkern, Fahnen schwenken, Macht anbeten dem Machtrausch verfallen sind die, denen es so schwer fällt, die Bedeutung ihrer Handlungen vor dem immerwährenden Leben, vor dem immerwährenden Tod zu sehen. Weil es mich fasziniert, den goldenen Morgen zu malen, den trüben und den strahlenden Tag, den verglühenden Abend, die fahle Nacht zu malen und ein Stück dieser Erde, auf der die einen den Veitstanz bekommen, die anderen warten. Ich male, weil es mich fasziniert, aus einem Stück Leinwand ein Stück Ruhe machen zu können. Das Schweigen der Mauern. Ich male. weil mich die Welt, in der ich Lebe, in Erstaunen versetzt. In meinen Bildern male ich die Welt, wie sie sich in mir spiegelt. Ich nehme mir die Freiheit; die Welt so zu malen, wie ich sie wahrnehme. Es macht mir Freude, Bilder anderer Maler zu betrachten, die die Welt malen, wie sie in Ihnen wirkt. Ich bedaure Künstler, die Bruchteile des Lebens laut hals zum Ganzen erheben wollen, was doch nur für Augenblicke gelingt. Warum ich male? Weil es mich fasziniert, Erde zu malen in Form dieser oder jener bebauter oder nicht bebauter Landschaft, auf der solches geschieht. Oder gar nichts - geschieht. Was auf das Gleiche hinausläuft. Wie, unsere Bilder müssen sofort katalogisiert, ins GeschichtsbiLd eingeordnet werden? Schaurig . Wir wollen doch Leben. Ist das Leben an sich und die Aussage über das Leben und über den Schatten, den der Tod darauf wirft, nicht aktuell? Sind aus dem Zusammenhang gerissene, überdimensional vergrößerte Ausschnitte aktueller? Warum sollte ich überdimensionale Zahnstocher malen? Oder riesige Löcher? Warum? Weil sie so aktuell sind? Wir versuchen zu leben. H. K.

.

"Die Sonne hat sich hinter der Burg versteckt!" schreit Julia entsetzt und klettert auf eine Mauer, die über und über mit Efeu bewachsen ist. Das ist gar nicht so einfach denkt sie und schnauft und keucht - aber endlich hat sie's geschafft und sitzt rittlings auf einer Zinne. Donnerwetter! Aus 8 Meter Höhe blickt sie auf den herrlichen , grünen Rasen, auf dem sie die ganze Zeit gelegen hat; da steht auf einmal eine graue Gestalt und gräbt mit einer Harke im Gras. Nein, das gefällt Julia nicht, denn die Gestalt wirft plötzlich ihr Gewand ab und Julia sieht blanke Knochen und gewahrt den Tod, der da unten wühlt. Wenn er mich nur nicht entdeckt, denkt sie beklommen und zittert am ganzen Körper. Natürlich läuft ihr eine Gänsehaut über den Rücken; Sie rutscht vorsichtig etwas vorwärts und will sich's bequemer machen auf ihrer Zinne, da bröckelt ein Steinchen ab und fällt dem scheusslichen Gesellen genau auf den Schädel. Der lacht und spricht dann mit scheppernderStimme: "Komm doch herunter, du dumme Gans, ich will schon lange einmal mit dir tanzen. Ich tu dir nichts, aber wenn du mir nicht zu Willen bist, dann - bei diesen Worten aber war die Landschaft ringsum sekundenlang in ein fahles Licht getaucht, und Julia spürte, dass eine unheimliche Macht am Werke war, der alles Lebende verfiel. verfallen musste - dann sag ich's den Räubern, dass du hier bist, he, he!" "Gut, ich komme, ich komme herunter! Aber was werden die Leute sagen, wenn sie mich in deinen Armen sehen? Schliesslich bin ich nicht gerade hässlich gewachsen, mein Freund!" Der Tod breitete seine dürren Arme aus und rief scheppernd: "Dummes Ding, die Leute sind, sobald sie mich erblicken, von ausgesuchter feiner Höflichkeit und haben alle das gleiche im Sinn: sich heimlich aus dem Staube zu machen - nein! nicht alle, fügte er einschränkend hinzu, nicht ALLE! Dabei helfe ich ihnen nur dabei, sich wirklich aus dem Staube zu machen!" Julia war herabgeklettert. Na also, rief das Skelett, ... H. K.

.

Leonhard war eingeschlafen und hörte nicht das leise Kratzen an der Tür, die sich langsam öffnete. Eine Dame mittleren Alters trat in das Zimmer und näherte Sich vorsichtig um sich blickend dem Schläfer. Als sie ihn erreicht hatte, beugte sie sich über sein Gesicht und betrachtete es lange. Dann richtete sie sich auf und verliess mit kaum hörbaren Schritten den Raum. Die Türe hatte sich wieder geschlossen. H. K.

Die alte Trompete wurde von einem alten General in einem alten Schrank aufbewahrt. Manchmal, z. B. in Vollmondnächten, bLies er alte Melodien darauf. Da brach ihm jedesmal das alte Herz, alte Damen erschienen auf den gegenüberliegenden Balkonen und winkten ihm zu. Alte Grüsse von Haus zu Haus. H. K.

Warum liest der Mensch Gedichte? Man könnte ebensogut in einen Dorfweiher springen! Behauptungen, ich weiss es, aber man könnte ebensogut sagen: Bitte, nehmen Sie Platz, der Zug hat leider Verspätung! Dafür werden Sie morgen das Licht der Welt erblicken, die Seen und Tümpel dieser Erde, und das Schilf. Das sind Aussichten, was? H. K.

Historische Dokumente. In alten Büchern blättern . Hin und wieder den Kopf in die Hand stützen. Wenn Sie Rotwein haben, bitte, trinken Sie ihn. Ohne Freunde, oder mit ihnen, das gibt die Zeit. Neigen Sie den Kelch bis zur Leere, oder umgekehrt. Wortspiele. Wie lange wollen Sie sich darüber aufhalten? Lesen Sie weiter, die Nacht umfängt alle Menschen, alle werden älter. Zählen Sie Ihre Haare! Ich hab' es nie getan. Aber da war es auch schon zu spät. Blasphemie? Ich weiss es nicht. Es ist mir gleich. H. K.

Jugend sollte sein wie der Wind im September, wie die Kirschen im Paradies, wie ein Erdbeben, wie eine Offenbarung des Himmels; rehblond. semmelweiss, wutrot, ordungsgrün, denkschwarz, gefühlsblau, H. K.

"Grandios" keuchte Jane Mansfield und beugte sich weit über die Brüstung. Ihre meergrünen Augen bereiteten ihren Bewunderern Stunden der Wonne. "Das sind ja Tausende" flüsterte sie erregt "Tausende, die mit ihren Blicken an meinen Brüsten saugen, Tausende, die meinen Gedanken die schönste Nahrung Geben!" Sie ergriff eine neben ihr liegende Schere und schnitt jubelnd 5 - 6 ihrer Locken ab, die rotblond waren und wie Schneeflocken fielen, unaufhaltsam. H. K.

Dort in der Kammer zum Heiligen N. liegt eine Nachricht aus einer anderen Zeit und wartet auf ein paar Augen Wenn am grünen Abend die Sonne sinkt und tausend dunkle Schatten den Weg verdunkeln dann hör ich den Gesang der Grillen und bin stiller als ein Stein und versinke in die Träume der Nacht Im Winter da ist der Himmel ferne und graue Gedanken fliegen über die Erde schwer und kalt und ohne ein Lächeln Da trauert das Herz und sehnt sich nach Freiheit Aber am Morgen kommt das goldene Licht H. K.

Aus den Aufzeichnungen einer Wahnsinnigen Es wird immer dünner. Das stört mich. Wieso hat Gerda so viel Fleisch nachhause getragen? In der letzten Zeit lächelt sie viel zu viel. Morgen werde ich ihre Handtasche essen. Die Leute sind so freundlich zu mir. Habe meine Anzug gebürstet (das muss man ja schliesslich tun!!) auf dem Goetheplatz. Eine Menge Menschen hat zugeschaut. Eine Dame stiess Schreie aus, ob ihr der Kleiderbügel nicht gefallen hat? Ich hab ihr meine neue Unterhose geschenkt. Heute war ich richtig in Stimmung. Aber dann sind mir die Klaviere eingefallen, die armen Klaviere. Man will sie ausrotten, die Leute sagen nur nichts. Keinen Ton . 0 diese Heuchler! Ob der Friedhof wirklich mit Asche bestreut wird? Ich weiss es nicht. Mein Kalender geht nach. H. K.

Dort, wo die sanften Frauen ihre Blicke unter Bergen von Lavendel begraben, wo sich Jünglinge mit dem verräterischen Schein der Geduld umgeben, dort sitze ich auf einer zerbrochenen Kiste und gedenke des gestrigen Tages! Als ich Scharlachrot und Weiß und den dunklen Ocker zwischen meinen Figuren vermalte. da war mir als wär ich ein Füllhorn. Später betrachtete ich die Leinwand noch einmal und fand mich zurecht. H. K.

Der heimliche Kaiser merkt nichts vom gefährlichen Doppelspiel seiner Zunge!
Der Gesetzgeber Heinrich Schmidt war ein unglaublich guter Ersatzmann. Er hat mehr Wut als Verstand.
Wieviele Menschen tragen ihre Köpfe im Arm! Blindlinks ins Unglück stürzen Blindlinks die Suppe zu würzen Blindlinks zu weinen um Schürzen das soll die Tage verkürzen? Er las ein Elefant, den keiner kannte, Kant. Keine Geschichten schreiben! Auf einer Alabasterschüssel lag glänzend eine Zugehfrau. Erstbesteigung einer deutschen Eiche durch General Schnurzer. General, Ihnen fehlt nur noch ein wenig Geduld! »Ja, die ungeklärten Fälle liegen mir noch heute im Magen.« Oberamtsrichter Butterweich strich während er diese Worte sprach, langsam und gemütlich über seine Krawatte. H. K.

.

Tore des Friedens
Wege der Sehnsucht
Himmel der Nacht
Rufe der Angst
Schreie der Sehnsucht
Qualen des Glücks
Schmerzen der Freude
Wollust desSchmerzes
Häuser der Einsamkeit
Ebenen des Glücks
Rufe der Freude
Töne der Lust
Berge der Armut
Boten des Todes
Falten der Liebe
Löcher der Freiheit
Ein Mann wird selten gescheit
Glück birgt Unglück
Eine Dame pisst nicht ins Bett
Affen werden befördert
Ein Wurm hat wenig Verstand
Flöhe der Sehnsucht
Im Schosse der Armut
Ein Bauch ohne Hoffnung
Ein Seil ohne Schlingel
Bäuche der Wahrheit
Ein vorbestraft er Penis
Beulen des Glücks
Ein glücklicher Ochse
Menschen im Sarg
Lügen haben schöne Beine
Die Lippen der Sünde
Bärte der Freude
Der Wurm des Verstandes
Geronnene Weisheit
H. K.

.

Weh dir, du übermüt'ger Zwerg!
Du Ausbund einer Sommerlaune,
Du Einfaltspinsel, allerkleinster Berg!
Du Denkmal der Verlassenheit,
Du Faun am Abendwolkenzaune!
Du schlechter Mensch, in welchem Kleid erscheinst du vor dem Thron des Lebens?
In welcher Tracht glaubst du denn zu bestehen?
Du Höllenschwanz, du Abfalleimer,
Du Rauhbein ohne Furcht und Flehen,
Du Schaf im Stalle Thebens!
Du arg verschmitzter Versereimer,
Du Vogelmensch, du Allesscheiner,
Du Kenner der Vergangenheit,
Du lärmentrückter Floh von Welt,
Wo hüpfst du hin, wo ist dein Geld?
Wo erntest du Gelegenheit,
Wo küsst dein Mund wie meiner?
H. K.

.

A.-« Sie sind ja Dichter!"
B.-« Ja, aber nicht nur!"
A.-« Das wollte ich damit nicht sagen."
B.-« Schon gut, ich kenne Sie ja!"
A.-« Trotzdem, Ihre Art, die Dinge.."
B.-« Fingerringe! »
A.-« Ach so ja, Ihre Art also, Fingerringe bis an die Grenze des Erlaubten, ich meine, des Möglichen im Sinne Müllers zu treiben.."
B.-« Schieben, bitt e sagen Sie schieben!"
A.-« Verstehe! Unabhängig davon möchte ich Sie beglückwünschen!"
B.-« Danke! »
A.-« Keine Ursache. Es ist schliesslich etwas ganz Unfassbares im Spiele!"
B.-« Bald nicht mehr!"
A.-« Das wäre bedauerlich. Sie sollten sich mehr an Alfred Knöse orientieren! »
B.-« Warum, tun Sie das?"
A.-« Das ist keine Frage! Mir geht es nur darum, Sensationen zu verhindern!"
B.-« Eine angenehme Aufgabe!"
A.-« Ich könnte mir eine schönere vorstellen..."
B.-« Wenn Sie könnten!"
A.-« Ich bitte Sie, malen Sie den Teufel nicht an die Wand!"
B.-« Seltsam! »
A.-« Wieso? »
B.-« Ach, es ist nur wegen vorhin. Vorhin bezeichneten Sie mich als Dichter, jetzt vermuten Sie in mir einen Wandmaler!"
A.-« Aber das sind doch Redensarten !"
B.-« Das mit dem Dichter?"
A.-« Na ja, Dichter und Teufel, was lässt sich schon gross sagen!"
B.-« Sie! »

Der andere geht ab. Applaus.
H. K.

.

Es lebte einmal eine wunderschöne Dame, die hatte nichts lieber als ihren eigenen Bauch und schmückte ihn bei jeder Gelegenheit mit den Blumen der Nacht. Die waren aus wasserfestem Papier und bedeckten einen Bruchteil seiner Blösse. Eines schönen Tages begab sie sich nach Grossbritannien und heiratete einen Mann namens Jim. Jim war Lord und besass ausser 6 Schlössern und einem See ein Auto, 26 fette Tanten, 7 indische Diener, eine Dogge namens Rasputin, mehrere Aschenbecher und einen silbernen Kamm. Mit diesem kämmte er nun täglich die Dame und küsste ihre Brüste und erzählte ihr unter Tränen von seinen Ahnen. Die Dame gähnte und zeriss ihre Sehnsucht. Ein englischer Lord lag an ihrer Seite und zählte die Sterne. Kalte Gedanken stahlen sich in ihr Herz und ruhten sich aus. Waldheinrich, weine nicht umschnöder Worte Willen, noch ist es Nacht und du selber trägst dein Geschick! H. K.

.

Kraniche zogen westwärts,
Rauch stieg auf. kräuselte sich, ward' Hauch,
Still sank ein Mann auf sein Lager,
verdrehte die Augen, flüsterte Worte der Sehnsucht
und ward' nimmer geseh'n!
Wo ist er geblieben?
Hat ihn ein Vogel entführt
oder hat ihn der Sturm fortgeweht
oder ward er zu Stein?
Oh Mensch, dein Gleichgewicht schwankt
Dein Gang wiegt dich nicht mehr in Sicherheit,
deine Augen blicken trübe in die Welt,
Du selbst bist ein Schemen ohne Schatten,
ruhelos schweifen deine Sinne,
wechselnd bewölkt sich dein Geschick.
H. K.

.

"Ich bin nicht Mozart", flüsterte der Mann mit der grossen, spitzigen Nase: " Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Einbrecher!" Die Dame, der diese Worte galten, nickte traurig mit dem Kopfe: "Wenn Sie wenigstens Beethoven wären oder Brahms, das wäre schön!" Der Mann mit der Nase grinste. Er trug sich seit einer Reihe von Jahren mit dem Gedanken, einmal eine 4sätzige Sinfonie zu schreiben. Aber dazu brauchte er Geld. Viel Geld. "Wenn es sein muss, gehe ich über Leichen! " meinte er lakonisch und wühlte in einer Schublade herum. "Das kann ich gut verstehen, schliesslich üben sie ein zwielichtiges Handwerk aus und müssen sich stet s der Gefahr aussetzen, entdeckt zu werden!" "Wie recht Sie haben", bemerkte er heiser: "Manchmal ist mir wirklich seltsam zumute, z. B. jetzt!" "Jetzt?" ,,Ja, jetzt! " "Sie trauen mir nicht!" « Offengestanden, nein! Ich muss Sie dauernd im Auge behalten, was meine Arbeit nicht gerade fördert. Ich kann mich nicht konzentrieren!" Die Dame musterte ihn mit wachsendem Erstaunen: "Ich dachte, Sie werden mit solchen Situationen spielend fertig? Er lachte gequält: "Was würden Sie denn an meiner Stelle tun?" "Lassen Sie mich überlegen. Hm, ich würde zunächst jeden, der mir unversehen über den Weg läuft, knebeln und fesseln! Das muss sein, würde ich zu ihm sagen, stellen Sie sich nicht so auf die Hinterbeine, sonst muss ich Sie entweder ODER um ihren schönen Kopf bringen oder, was schlimmer wäre, Ihnen ganz einfach das Fell über die Ohren ziehen!" "Sie sind ja ganz aufgeregt!", rief er mit gedämpfter Stimme. Dann beugte er sich über sie, griff nach ihrem Puls, blickte auf die Uhr, zählte die Schläge, murmelte « 180 »! Das ist zu viel, entschieden zu viel! Ich muss Sie leider vergewaltigen! » Die Dame blickte ihn mit ihren meergrünen Augen lange und nachdenklich an: "Wenn Sie erlauben, werde ich erst einmal meinen Arztanrufen, der soll sich dazu äussern. Sie wissen ja, die Gesundheit ist unser höchstes Gut!" Der Einbrecher räusperte sich und nickte. "Das ist doch selbstverständlich!" Sie dankte ihm mit einem wohlwollenden Blick: "Bitte bringen Sie mir doch das Telefon aus dem Vorzimmer herein - ich kann es hier anstecken!" Er blinzelte : « Den Wunsch will ich Ihnen gerne erfüllen, doch zuvor muss ich Sie ausziehen. Ich stelle nämlich auch Kleider und sämtliche Wäschestücke! » Sie nickte freundlich und meinte: "Nur zu!" Da wurde ihm schwarz vor den Augen. H. K.

Die Cocktailparty

Plötzlich - dieses Wort scheint besonders hervorgehoben werden zu müssen - plötzlich also verbeugte sich der grosse Mann vor seinen Gästen und gähnte. Das hatte Niemand erwartet - NEIN - das nicht. Eher eine Ansprache oder etwas über die Ethik der neuen Welt - ja einen kleinen Beitrag sozusagen über die Verhaltensweise des HOMO SAPIENS in den Grenzfällen der Logik an sich. ABER DAS! Was wollen Sie, flüsterte ein alternder Gelehrter, ich bin fasziniert, eine der natürlichsten Äusserungen, fabelhaft, eine Offenbarung. Verständnisinnig lächelte seine Gemahlin, während ihre leeren Blicke über die Menge schweiften. Sie war seit undenklicher Zeit an solche schwierigen, den Geist strapazierenden Gespräche gewöhnt und suchte Entspannung. Nervös nestelte ein junges Mädchen an ihrem Ausschnitt - schliesslich war sie das erste Mal unter den oberen 6000 zu Gast und empfand an ihrem ganzen gepflegten Körper die Spannung, von der hier gesprochen wurde. H. K.


.. NG! NG! Gnädigste Frau Meisterin, dos war sich ainä Freidä, als ich habbe gälessen Ihre wunderviell scheennen Briffeln mit Ihräm hörrlichen Pfiffen uund Pfuffen und habbe pfor Feuhdä meinnän Reggentschirm auffgfressän. Dann habb ick meine Kloider aus'm pfenster gworfen und hab mir indauerrnd überleckt. wie kimm I blos in diesse himmlische Situationn, solchä Gunstbeweisse der herrlichstän Art zu geschenkt zu bekommän von DIR. Leidär war diesse Briffel vill tzu kurzz und meine Gepfühle als Esel so schhöon. dass iche gleich 5x getreimt hab wie DU auf mich geriddän pisst in Dackelfing, wo die grozen Drabrennän Stadt findeln. Es war blauer Himmel und die Leitä brillten vor Begeistering, Deihne Baitsche paddschte so fraindlich auf meihnä Schinkel, dahs wihr an allen ahnderän Eseln, Hundähn, Biffeln und staddlichen Ochsen nuhr so forühbaÅNrflogen. Wi hr habben den Blahtz als Siehgär ferlassen uhnd Du kahnst nunn sehhen, wie stohlz ich auhf Deihne Mietheilung pinn. Pissd Duh nuhn stolltz auf Dainän herrlichehn Esöl? H. K.

...

... Ein Wanderer, blass von Anbeginn,
redegewandt, liebestrunken.
Schauder, zauberiges Dasein,
Dortsein, Hiersein, Sein.
... Rot ist Zukunftsmusik,
Braun endet,
Weiß greift um sich,
Grau breitet sich aus,
Grün gründet,
Blau verliert sich,
Violett schändet,
Gold ruht sich aus.
H. K.


Wo fliesst der Wein durch's Schlüsselloch?
Wo fängt ein Jahr zum Schluss den Koch?
Wo bürstet weinend ein Vertreter die eigne Freundin fast zu Leder?
Wo kehrt im Frühling querfeldein ein Wandersmann bei Schweinen ein?
Wo liegt in Silber und in Seide der Übermut die Lust beiseite?
Wo trifft die Lust auf Widerstand?
Wo kauft ein Fräulein sich Verstand?
Wo erntet Milch ein frommes Weib?
Wo sticht der Räuber in den Leib?
Wo leckt mit Leichenbittermiene ein Fürst den Schweiss von Herta Hüne.
Wo breitet sich ein Lächeln aus?
Wo grüsst gelassen eine Laus?
Wo träufelt Gift durch Zimmerdecken?
Wo lässt sich Putzfrau'nblick vergessen
Wo kündet eine Schiefertafel vom reinsten deutschen Nabeladel?
H. K.